Die Energiewende und die Nutzung von Solarenergie sind längst nicht mehr nur Themen für Eigenheimbesitzer mit großen Dachflächen. Immer mehr Mieter und Kleinanlagenbetreiber suchen nach Möglichkeiten, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und gleichzeitig ihre Stromkosten zu senken. Hier kommen sogenannte Balkonkraftwerke ins Spiel – eine innovative und einfache Lösung, um auch in Mietwohnungen oder auf kleinen Grundstücken Solarstrom zu erzeugen. Dieser Ratgeber erklärt, wie Balkonkraftwerke funktionieren, welche rechtlichen und technischen Aspekte zu beachten sind und wie Sie von dieser Technologie profitieren können.
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine Photovoltaikanlage, die speziell für den Einsatz auf Balkonen, Terrassen oder kleinen Gärten entwickelt wurde. Diese Anlagen bestehen meist aus ein bis zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter, der den erzeugten Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom (230 Volt) umwandelt. Der erzeugte Strom wird direkt in das heimische Stromnetz eingespeist und kann sofort für den Eigenverbrauch genutzt werden. Das macht Balkonkraftwerke besonders attraktiv für Mieter oder Kleinanlagenbetreiber, die keine Möglichkeit haben, eine große Photovoltaikanlage auf einem eigenen Dach zu installieren.
Vorteile von Balkonkraftwerken
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Einfache Installation: Im Vergleich zu großen Photovoltaikanlagen sind Balkonkraftwerke einfach zu installieren. In der Regel können sie an der Balkonbrüstung oder auf einer Terrasse aufgestellt werden. Einige Modelle werden direkt an die Steckdose angeschlossen, was eine aufwendige Elektroinstallation überflüssig macht.
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Kosteneffizient: Die Anschaffungskosten für ein Balkonkraftwerk sind deutlich niedriger als für eine große Photovoltaikanlage. Bereits für wenige hundert Euro kann eine Anlage erworben werden, die Ihnen hilft, einen Teil Ihres Strombedarfs zu decken.
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Flexibilität: Da Balkonkraftwerke klein und mobil sind, können sie bei einem Umzug problemlos mitgenommen werden. Das macht sie besonders attraktiv für Mieter, die keine dauerhaften baulichen Veränderungen vornehmen können.
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Beitrag zum Klimaschutz: Mit einem Balkonkraftwerk können Sie aktiv zur Reduzierung von CO₂-Emissionen beitragen und Ihren eigenen, sauberen Strom erzeugen. Dies reduziert nicht nur Ihren ökologischen Fußabdruck, sondern auch Ihre Abhängigkeit von fossilen Energiequellen.
Technische Voraussetzungen
Auch wenn Balkonkraftwerke für den einfachen Gebrauch konzipiert sind, gibt es einige technische Aspekte, die beachtet werden müssen:
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Modulgröße und Leistung: Die gängigsten Balkonkraftwerke bestehen aus einem oder zwei Solarmodulen mit einer Leistung von bis zu 600 Watt. Diese Anlagen sind darauf ausgelegt, einen kleinen Teil des Strombedarfs eines Haushalts zu decken. Sie sollten darauf achten, dass genügend Platz für die Module vorhanden ist und diese in einem optimalen Winkel zur Sonne ausgerichtet werden, um die maximale Effizienz zu gewährleisten.
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Wechselrichter: Der Wechselrichter ist ein zentrales Element der Anlage, da er den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. Moderne Wechselrichter sind oft bereits integriert und benötigen lediglich den Anschluss an eine Steckdose.
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Anschluss an das Stromnetz: In Deutschland ist der Anschluss eines Balkonkraftwerks an das Stromnetz über eine normale Haushaltssteckdose (Schuko-Stecker) möglich. Allerdings wird empfohlen, eine spezielle Einspeisesteckdose (Wieland-Steckdose) zu verwenden, um den sicheren Betrieb der Anlage zu gewährleisten.
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Zähler: Der Einsatz eines Balkonkraftwerks kann nur dann sinnvoll sein, wenn ein Zähler mit Rücklaufsperre vorhanden ist. Alte Stromzähler ohne Rücklaufsperre können sich rückwärts drehen, wenn Sie mehr Strom erzeugen, als Sie verbrauchen. Dies ist nicht erlaubt und muss durch den Austausch des Zählers vermieden werden.
Rechtliche Aspekte
Bevor Sie ein Balkonkraftwerk in Betrieb nehmen, gibt es einige rechtliche Punkte, die beachtet werden sollten:
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Meldung beim Netzbetreiber: Laut der deutschen Gesetzgebung musste jede Photovoltaikanlage, auch kleine Balkonkraftwerke, beim Netzbetreiber gemeldet werden. Dieses entfällt seit Mai 2024 im Regelfall für Balkonkraftwerke. Allerdings müssen Sie Ihre Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur eintragen.
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Erlaubnis des Vermieters: Da ein Balkonkraftwerk äußerlich sichtbar ist und möglicherweise in die Bausubstanz des Gebäudes eingreift, sollten Sie vor der Installation die Erlaubnis Ihres Vermieters einholen. In vielen Fällen wird der Vermieter keine Einwände haben, da Balkonkraftwerke keine dauerhaften baulichen Veränderungen erfordern und bei einem Umzug leicht entfernt werden können.
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Einspeisung und Vergütung: Da Balkonkraftwerke auf den Eigenverbrauch ausgelegt sind und nur einen geringen Überschuss erzeugen, sind sie nicht darauf ausgelegt, Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen. Eine Einspeisevergütung wie bei größeren Photovoltaikanlagen entfällt somit.
Wirtschaftliche Betrachtung
Ein Balkonkraftwerk kann zwar nicht den gesamten Strombedarf eines Haushalts decken, aber es ermöglicht signifikante Einsparungen. Mit einer Anlage von 600 Watt können jährlich etwa 400 bis 600 Kilowattstunden Strom erzeugt werden, abhängig von der geografischen Lage und der Ausrichtung der Solarmodule. Das entspricht etwa 10 bis 20 % des durchschnittlichen Stromverbrauchs eines Einpersonenhaushalts. In Zeiten steigender Strompreise können sich Balkonkraftwerke somit schnell amortisieren.
Fazit
Balkonkraftwerke bieten eine ausgezeichnete Möglichkeit für Mieter und Kleinanlagenbetreiber, in die Nutzung erneuerbarer Energien einzusteigen. Sie sind einfach zu installieren, kosteneffizient und flexibel. Darüber hinaus leisten sie einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und helfen, Stromkosten zu senken. Auch wenn es einige rechtliche und technische Aspekte zu beachten gibt, überwiegen die Vorteile deutlich. Wenn Sie sich für eine umweltfreundliche und unabhängige Stromversorgung interessieren, ist ein Balkonkraftwerk eine lohnenswerte Investition.